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German Fairy Tales
Die weiße
Schlange
"...da
sah er auf einmal drei Fische daherschwimmen, und es waren keine
andern als jene, welchen er das Leben gerettet hatte."
Edited
by Eugene R. Moutoux
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allerlei
- all kinds of (things)
aufdecken
- uncover
berühmt
- famous
r Deckel (-)
- lid
drohen
- threaten
entlassen (ä; ie, a)
- dismiss; release
e Fähigkeit (-en)
- ability, capability
gerade
- straight; just, exactly
horchen
-
listen, hearken
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e Kammer (-n)
- chamber
kosten
- cost; taste, sample
e Lust (¨-e)
- pleasure, delight
e Nachricht (-en)
- (item of) news
e Neugierde
- curiosity
r Ring (-e)
- ring
e Schüssel (-n)
- bowl
seltsam
-
strange
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r Sperling (-e) - sparrow
r Täter (-) - doer, perpetrator
überall - everywhere
e Unschuld - innocence
r Verdacht - suspicion
vertraut - trusted
e Weisheit (-en) - wisdom
zudecken - cover
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Es ist nun schon lange her, da lebte ein König,
dessen Weisheit im ganzen Lande berühmt war. Nichts blieb ihm
unbekannt, und es war, als ob ihm Nachricht von den
verborgensten Dingen durch die Luft zugetragen würde. Er hatte
aber eine seltsame Sitte. Jeden Mittag, wenn von der Tafel alles
abgetragen und niemand mehr zugegen war, mußte ein vertrauter
Diener noch eine Schüssel bringen. Sie war aber zugedeckt, und
der Diener wußte selbst nicht, was darin lag, und kein Mensch
wußte es, denn der König deckte sie nicht eher auf und aß
nicht davon, bis er ganz allein war.
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Es
ist schon lange her: It
was a long time ago / unbekannt:
unknown / verborgensten:
most hidden / zugetragen:
conveyed / Sitte:
custom / Tafel:
table / abgetragen:
removed / zugegen:
present
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Das hatte schon lange Zeit gedauert, da überkam
eines Tages den Diener, der die Schüssel wieder wegtrug, die
Neugierde, daß er nicht widerstehen konnte, sondern die Schüssel
in seine Kammer brachte. Als er die Tür sorgfältig
verschlossen hatte, hob er den Deckel auf, und da sah er, daß
eine weiße Schlange darin lag. Bei ihrem Anblick konnte er die
Lust nicht zurückhalten, sie zu kosten; er schnitt ein Stückchen
davon ab und steckte es in den Mund.
Kaum aber hatte es seine Zunge berührt, so hörte er vor
seinem Fenster ein seltsames Gewisper von feinen Stimmen. Er
ging hin und horchte, da merkte er, daß es die Sperlinge waren,
die miteinander sprachen und sich allerlei erzählten, was sie
im Felde und Walde gesehen hatten. Der Genuß der Schlange
hatte ihm die Fähigkeit verliehen, die Sprache der Tiere zu
verstehen.
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überkam:
overcame / widerstehen:
resist / sorgfältig:
carefully / Bei
ihrem Anblick: At the sight of it / Gewisper:
whisper / verliehen:
conferred / Sprache:
language
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Nun trug es sich
zu, daß gerade an diesem Tage der Königin ihr schönster Ring
fortkam und auf den vertrauten Diener, der überall Zugang hatte,
der Verdacht fiel, er habe ihn gestohlen. Der König ließ ihn
vor sich kommen und drohte ihm unter heftigen Scheltworten, wenn
er bis morgen den Täter nicht zu nennen wüßte, so sollte er
dafür angesehen und ge- richtet werden. Es half nichts, daß er
seine Unschuld beteuerte, er wurde mit keinem besseren Bescheid
entlassen. |
der Königin ihr schönster Ring
= der schönste Ring der Königin / fortkam:
disappeared / Zugang:
access / unter
heftigen Scheltworten: with vehement invectives /
bis morgen:
by tomorrow / nicht...wüßte:
was not able to name / gerichtet:
executed / beteuerte:
asserted / Bescheid:
decisio
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Beantworten Sie die
folgenden Fragen!
1. Warum war der König
berühmt?
2. Welche seltsame Sitte hatte dieser
König?
3. Warum wußte kein Mensch außer dem König, was
unter dem Deckel war?
4. Was machte eines Tages der vertraute Diener des Königs, als ihn
die Neugierde überkam?
5. Was fand der Diener unter dem
Deckel?
6. Was machte er mit der weißen
Schlange?
7. Was konnte der Diener sofort
verstehen?
8. Warum fiel der Verdacht auf den Diener, als der
schönste Ring der Königin verschwand?
9. Was mußte der Diener bis morgen
machen?
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absteigen
(ie, ie) - dismount
an (w/ dat.)...vorbei - past (spatial)
bemerken - notice, observe; remark; say
beweisen (ie, ie) - prove
e Bitte (-n) - request
braten (brät; ie, a) - roast
e Ehrenstelle (-n) - place of honor
elend - wretched, miserable
erfüllen - fulfill
erlauben
- permit
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erretten - save
friedlich - peaceable
r Gefangene (-n, -n) - captive
e Klage (-n) - complaint
r Koch (¨-e) - cook
mitleidig - sympathetic
e Mühe (-n) - trouble; effort
obgleich - although
putzen - clean
s Reisegeld - travel money
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s Rohr
(-e) - reed; pipe, tube
r Schnabel (¨) - bill, beak
stehenbleiben (ie, ie) - stop
r Teich (-e) - pond
umkommen (kam um, o) - die
s Unrecht (-e) - injustice
sich auf den Weg machen - set out
wiegen (o, o) - weigh
zurufen (ie, u) (w/ dat.) - call to
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In seiner Unruhe und Angst ging er hinab auf
den Hof und bedachte, wie er sich aus seiner Not helfen könne.
Da saßen die Enten an einem fließenden Wasser friedlich
nebeneinander und ruhten. Sie putzten sich mit ihren Schnäbeln
glatt und hielten ein vertrauliches Gespräch. Der Diener blieb
stehen und hörte ihnen zu. Sie erzälten sich, wo sie heute
morgen all herumgewackelt wären, und was für ein gutes Futter
sie gefunden hätten. Da sagte eine verdrießlich: "Mir
liegt etwas schwer im Magen. Ich habe einen Ring, der unter der
Königin Fenster lag, in der Hast mit hinuntergeschluckt."
Da packte sie der Diener gleich beim Kragen,
trug sie in die Küche und sprach zum Koch: "Schlachte doch
diese ab, sie ist wohl genährt."
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Unruhe:
unrest / bedachte:
considered / glatt:
smooth / hielten:
were carrying on / vertraulich:
confidential / herumgewackelt
wären: had waddled around / verdrießlich:
vexedly / in
der Hast: in my haste / packte
sie beim Kragen: grabbed it by the neck / schlachte
ab = schlachte / genährt:
nourished |
"Ja", sagte der Koch und wog sie in
der Hand, "die hat keine Mühe gescheut, sich zu mästen,
und schon lange darauf gewartet, gebraten zu werden." Er
schnitt ihr den Hals ab, und als sie ausgenommen wurde, fand
sich der Ring der Königin in ihrem Magen.
Der Diener konnte nun leicht vor dem Könige
seine Unschuld beweisen, und da dieser sein Unrecht wieder
gutmachen wollte, erlaubte er ihm, sich eine Gnade auszubitten,
und versprach ihm die größte Ehrenstelle, die er sich an
seinem Hofe wünschte. Der Diener schlug alles aus und bat nur
um ein Pferd und Reisegeld, denn er hatte Lust die Welt zu sehen
und eine Weile darin herumzuziehen.
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hat keine Mühe gescheut: spared
no efforts / mästen:
fatten / ausgenommen:
drawn (gutted) / wieder
gutmachen: make up for / auszubitten:
to ask for / schlug
aus: declined / hatte
Lust: wanted / herumzuziehen:
to rove about
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Als siene Bitte
erfüllt wurde, machte er sich auf den Weg und kam eines Tages
an einem Teich vorbei, wo er drei Fische bemerkte, die sich im
Rohr gefangen hatten und nach Wasser schnappten. Obgleich man
sagt, die Fische wären stumm, so vernahm er doch ihre Klage, daß
sie so elend umkommen müßten. Weil er ein mitleidiges Herz
hatte, so stieg er vom Pferde ab und setzte die drei Gefangenen
wieder ins Wasser. Sie zappelten vor Freude, streckten die Köpfe
heraus und riefen ihm zu: "Wir wollen dir's gedenken und
dir's vergelten, daß du uns errettet hast." |
kam an einem Teich
vorbei:
came past a pond / schnappten:
snatched / vernahm:
heard / zappelten:
wriggled / streckten
heraus: stuck out / Wir
wollen...vergelten: We will remember what you have
done and repay you.
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Beantworten Sie die
folgenden Fragen!
1. Worüber dachte der Diener in seiner Not
nach?
2. Warum ärgerte sich eine der
Enten?
3. Wohin brachte der Diener diese Ente?
4. Was fand der Koch, als er die Ente aufgeschnitten
hatte?
5. Was bot der König dem Diener als Wiedergutmachung
an?
6. Worum bat der Diener?
7. Was bemerkte der Diener, als er eines Tages an
einem Teich vorbeikam?
8. Wie half er den armen
Fischen?
9. Was riefen ihm die dankbaren Fische zu?
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e
Ameise (-n) - ant
e Aufgabe (-n) - assign- ment; task
e Barmherzigkeit - mercy
ernähren - nourish
erwarten - expect
r Fuß (¨-e) - foot
gebrauchen - use
e Gefahr (-en) - danger
r Gemahl (-e) - husband
hilflos - helpless
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hinzufügen - add; append
klagen
- complain
s Korn (¨-er) - grain
r Lärm (-e) - noise
r Lohn (¨-e) - reward; pay
s Meer (-e) - sea
r Mund (¨-er) - mouth
retten - save
r Sack (¨-e) - sack
r Sand (-e) - sand
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stolz - proud
r Strand (¨-e) - beach
überlegen
(überlegt) - consider
s Ufer (-) - shore; bank
ungeschickt - awkward, clumsy
vernehmen (vernimmt; a, vernommen)
- perceive; hear
vollbringen (vollbrachte, vollbracht)
- achieve
es kommt mir vor, als (w/ subjunctive)
- it seems to me
as if
e Welle (-n) - wave
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Er ritt weiter, und nach einem Weilchen kam
es ihm vor, als hörte er zu seinen Füßen in dem Sand eine
Stimme. Er horchte und vernahm, wie ein Ameisenkönig klagte:
"Wenn uns nur die Menschen mit den ungeschickten Tieren vom
Leib blieben! Da tritt mir das dumme Pferd mat seinen schweren
Hufen meine Leute ohne Barmherzigkeit nieder!" Er lenkte
auf einen Seitenweg ein, und der Ameisenkönig rief ihm zu:
"Wir wollen dir's gedenken und dir's vergelten."
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vom
Leib blieben: would keep
off / Hufen:
hoofs / tritt
nieder: will trample down / Er
lenkte...ein: He guided the horse onto a side path |
Der Weg führte ihn in einen Wald, und da sah er einen
Rabenvater und eine Rabenmutter, die standen bei ihrem Nest und
warfen ihre Jungen heraus. "Fort mit euch, ihr
Galgenschwengel", riefen sie, "wir können euch nicht
mehr satt machen. Ihr seid groß genug,
und könnt euch selbst ernähren." Die armen Jungen lagen
auf der Erde, flatterten und schlugen mit den Fittichen und
schrien: "Wir hilflosen Kinder, wir sollen uns selbst ernähren
und können noch nicht fliegen! Was bleibt uns übrig, als hier
Hungers zu sterben!" Da stieg der gute Jüngling ab, tötete
das Pferd mit seinem Degen und überließ es den jungen Raben
zum Futter. Die kamen herbeigehüpft, sättigten sich und
riefen: "Wir wollen dir's gedenken und dir's
vergelten."
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Galgenschwengel:
gallows-birds
/ flatterten:
fluttered / Fittichen:
wings / Was
bleibt uns übrig, als...: What remains for us but...
/ Jüngling:
young man / Degen:
dagger / überließ: left to
/ kamen
herbeigehüpft: came hopping up sättigten
sich: ate their fill
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Er mußte jetzt seine eigene Beine
gebrauchen, und als er lange Wege gegangen war, kam er in eine
große Stadt. Da war großer Lärm und Gedränge in den Straßen,
und einer kam zu Pferde und machte bekannt, die Königstochter
suche einen Gemahl. Wer sich aber um sie bewerben wolle, der müsse
eine schwere Aufgabe vollbringen, und könne er es nicht glücklich
ausführen, so habe er sein Leben verwirkt. Viele hatten es
schon versucht, aber vergeblich ihr Leben daran gesetzt. Der Jüngling,
als er die Königstochter sah, wurde von ihrer großen Schönheit
so verblendet, daß er alle Gefahr vergaß, vor den König trat
und sich als Freier meldete.
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eigen: own / Gedränge:
crowding / machte
bekannt: announced / sich
um sie bewerben: to woo her / glücklich
ausführen: carry out successfully /
verwirkt: forfeited /
verblendet:
blinded / sich
als Freier meldete: came forward as a suitor
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Alsbald wurde er herauf ans Meer geführt,
und vor seinen eigenen Augen wurde ein goldener Ring
hineingeworfen. Dann hieß ihn der König diesen Ring aus dem
Meeresgrund wieder hervorzuholen, und fügte hinzu: "Wenn
du ohne ihn wieder in die Höhe kommst, so wirst du immer aufs
neue hin- abgestürzt, bis du in den Wellen umkommst." Alle
bedauerten den schönen Jungling und ließen ihn dann einsam am
Meer zurück.
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alsbald:
immediately
/ hieß:
commanded / Meeresgrund:
bottom of the sea / immer
aufs neue hinabgestürzt: thrown back again and again
/ bedauerten:
pitied / einsam:
alone (isolated)
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Er stand am Ufer
und überlegte, was er wohl tun sollte, da sah er auf einmal
drei Fische daherschwimmen, und es waren keine andern als jene,
welchen er das Leben gerettet hatte. Der mittelste hielt eine
Muschel im Munde, die er an den Strand zu den Füßen des Jünglings
hinlegte, und als dieser sie aufhob und öffnete, so lag der
Goldring darin. Voll Freude brachte er ihn dem Könige und
erwartete, daß er ihm den verheißenen Lohn gewähren würde.
Die stolze Königstochter aber, als sie vernahm, daß er ihr
nicht ebenbürtig war, verschmähte ihn und verlangte, er
sollte zuvor eine zweite Aufgabe lösen. Sie ging hinab
in den Garten und streute selbst zehn Säcke voll Hirsen ins
Gras. "Die muß er morgen, ehe die Sonne hervorkommt,
aufgelesen haben", sprach sie, und kein Körnchen darf
fehlen." |
der
mittleste: the one in
the middle / Muschel:
mussel / verheißen:
promised / gewähren:
grant / ebenbürtig:
of equal birth / verschmähte:
rejected scornfully / zuvor:
before / lösen:
accomplish / Hirsen:
millets (very small seeds) / aufgelesen:
gathered up
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Beantworten Sie die
folgenden Fragen!
1. Was hörte der Diener, als er
weiterritt?
2. Worüber klagte der
Ameisenkönig?
3. Was machte der Diener, um die Ameisenkolonie zu
vermeiden?
4. Was für eine Vogelfamilie sah er im
Walde?
5. Warum warfen die Rabeneltern ihre Jungen aus dem
Nest?
6. Warum hatten die jungen Raben Angst?
7. Was gab der Diener den Raben zu
fressen?
8. Wie setzte er seine Reise fort?
9. Welche Nachricht hörte er, als er in eine große
Stadt kam?
10. Was mußte ein Freier machen, um als Gemahl der Königstochter
angenommen zu werden?
11. Was war bis jetzt denen passiert, die die Aufgabe
nicht glücklich ausführen konnten?
12. Wohin führte man den Jüngling, nachdem dieser
sich als Freier angemeldet hatte?
13. Warum wurde ein goldener Ring ins Meer
geworfen?
14. Was hätte man ihm angetan, wenn er den Ring
nicht hätte heraufholen können?
15. Was sah der Jüngling, als er am Ufer stand?
16. Welche Fische waren es, die ihm den Ring
brachten?
17. Was erwartete er, als er dem König den Ring
übergab?
18. Warum bekam er die Hand der Königstochter noch
nicht?
19. Was war die zweite Aufgabe?
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ankommen
(kam an, o) - arrive
aufgeben (i; a, e) - assign
e Ausrede(-n) - excuse
dankbar - grateful
erreichen - reach
r Heimweg - way home
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s Knie
(-) - knee
lösen - solve; loosen
möglich - possible
nachdenken (dachte nach, nachgedacht) -
reflect, ponder
sich setzen
- sit down
|
r
Strahl (-en)
- ray
traurig
- sad
e Verwunderung
- amaze- ment
wandern
- wander, hike
zugleich
- at the same time
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Der Jüngling setzte sich in den Garten und
dachte nach, wie es möglich wäre, die Aufgabe zu lösen, aber
er konnte nichts ersinnen, saß da ganz traurig und erwartete,
bei Anbruch des Morgens zum Tode geführt zu werden. Als aber
die ersten Sonnenstrahlen in den Garten fielen, so sah er die
zehn Säcke alle wohl gefüllt nebeneinander stehen, und kein Körnchen
fehlte darin. Der Ameisenkönig war mit seinen tausend und
tausend Ameisen in der Nacht angekommen, und die dankbaren Tiere
hatten den Hirsen mit großer Emsigkeit gelesen und in die Säcke
gesammelt. Die Königstochter kam selbst in den Garten herab und
sah mit Verwunderung, daß der Jüngling vollbracht hatte, was
ihm aufgegeben war. Aber sie konnte ihr stolzes Herz noch nicht
bezwingen und sprach: "Hat er auch die beiden Aufgaben gelöst,
so soll er doch nicht eher mein Gemahl werden, bis er mir einen
Apfel vom Baume des Lebens gebracht hat."
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ersinnen:
think up / bei
Anbruch: at the break / Emsigkeit:
industriousness / gelesen:
gathered / bezwingen:
control / Hat
er auch: Even if he / so soll..., bis: he will
not become my husband until |
Der Jüngling wußte nicht, wo der Baum des
Lebens stand. Er machte sich auf und wollte immer zugehen,
solange ihn seine Beine trügen, aber er hatte keine Hoffnung,
ihn zu finden. Als er schon durch drei Königreiche gewandert
war und abends in einen Wald kam, setzte er sich unter einen
Baum und wollte schlafen. Da hörte er in den Ästen ein Geräusch,
und ein goldener Apfel fiel in seine Hand. Zugleich flogen drei
Raben zu ihm herab, setzten sich auf seine Knie und sagten:
"Wir sind die drei jungen Raben, die du vom Hungertod
errettet hast; als wir groß geworden waren und hörten, daß du
den goldenen Apfel suchtest, so sind wir über das Meer geflogen
bis ans Ende der Welt, wo der Baum des Lebens steht, und haben
dir den Apfel geholt."
Voll Freude machte sich
der Jüngling auf den Heimweg und brachte der schönen Königstochter
den goldenen Apfel, der nun keine Ausrede mehr übrig blieb. Sie
teilten den Apfel des Lebens und aßen ihn zusammen; da wurde
ihr Herz mit Liebe erfüllt, und sie erreichten in ungestörtem
Glück ein hohes Alter.
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immer
zugehen: walk faster
and faster / Geräusch:
noise / ungestört:
undisturbed / ein
hohes Alter: an old age
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Beantworten Sie die
folgenden Fragen!
1. Woran dachte der Jüngling, während er im Garten
saß?
2. Was hatten die Ameisen in der Nacht
getan?
3. Was sagte die Königstochter, als sie gesehen
hatte, daß alle zwölf Säcke wieder voll waren?
4. Was unternahm der Jüngling, um den Baum des
Lebens zu finden?
5. Was geschah eines Abends im Wald, als er unter
einem Baum saß?
6. Wer hatte den Apfel vom Baum des Lebens
hergebracht?
7. Wohin ging der Jüngling mit dem Apfel vom Baum
des Lebens?
8. Mit wem teilte die Königstochter den
Apfel?
9. Wie wurde das Herz des Königstochter
verwandelt?
* * * * *
In diesem Märchen wie auch in
"Rapunzel" bekommt ein Mann erst nach einem schweren Weg eine
äußerst schöne Frau. Vergleichen Sie diese beiden Märchen!
* * * * *
Was halten Sie von einem Menschen, der sein Pferd tötet,
um junge Raben zu füttern?
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Getting
with Grammar
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Every German verb is regular in the future
tense, which consists of present-tense forms of werden
plus the present infinitive. The infinitive is placed at the end
of the clause.
ich werde essen
du wirst essen
er, sie, es wird essen
wir werden essen
ihr werdet essen
sie, Sie werden essen
The verb wollen, which can mean "intend to"
and, in this sense, carries the connotation of futurity, is
sometimes translated by the English verb "will." Example:
Ich will schon helfen, which means "I intend
to help," can also be translated by "I will
help."
An unreal conditional sentence in the
past like Wenn ich
Zeit gehabt hätte, hätte ich dir geholfen
requires the past subjunctive II in both clauses.
Here is an example of the past subjunctive II of a haben-verb:
ich hätte geholfen
du hättest geholfen
er, eie, es hätte geholfen
wir hätten geholfen
ihr hättet geholfen
sie, Sie hätten geholfen
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One distinguishes three groups of adjective
endings in German,
according to whether the adjective 1) comes after a der-word
(der-words include dieser and jeder among
others); 2) comes after an ein-word (ein, kein, and
the possessive adjectives); 3) is preceded by neither a der-word
or and ein-word. Note the masculine singular endings
on the following adjectives:
Nom. der
gute Kaffee
ein guter Kaffee
guter Kaffee
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Acc. den
guten Kaffee
einen guten Kaffee
guten Kaffee
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Dat. dem
guten Kaffee
einem guten Kaffee
gutem Kaffee
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Gen. des
guten Kaffees
eines guten Kaffees
guten Kaffees
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* * * * *
When not
followed by another preposition, bis takes
an accusative object. If another preposition follows it,
that preposition determines the case of the object. Bis
must be used with another preposition whenever the object
is preceded by an article.
* * * * *
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In German, reflexive verbs are
often used as passive-voice substitutes. Example: Das
lernt sich leicht.
(That can be learned easily.) |
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